Welch wunderbare Lesung mit Marko Gebbert im Gutscafé von Deutsch-Nienhof! Während es draußen schon herbstlich kühl ist, sitzen wir in der gemütlichen ehemaligen Stellmacherei des Gutes bei (hiesigem!) Wein und leckerer Quiche, um in den Arbeitsalltag eines Landarbeiters in Dithmarschen vor etwa 150 Jahren einzutauchen. Die bildhaften Beschreibungen des Wohnraums in einer Rauchkate mit klammen Kojenbetten lässt Dankbarkeit aufkommen: Für heutige Heizung und Komfort und den Luxus eines 8-Stunden-Arbeitstages – musste Fritz Rehbein damals täglich 14 Stunden körperlich hart arbeiten, um im ausgehenden 19. Jahrhundert in Schleswig-Holstein über die Runden zu kommen.
Nach der Pause entführt uns Marko Gebbert an den Eiderkanal, den der schon damals sehr bekannte und durchaus wohlhabende französische Schriftsteller Jules Verne im Juni 1881 mit seiner 35 Meter langen Dampfyacht von Tönning bis ins kaiserliche Kiel durchquerte, um seine Reise nach Kopenhagen abzukürzen. Bis zur Abfahrt war nicht verlässlich zu klären, ob das große Schiff tatsächlich in die Schleusen passen würde. Zudem war der Eiderlauf mit seinen engen Biegungen nur mit geschicktem Staken zu meistern.
Den Abschluss der kurzweiligen Lesung bildete der Besuch der Lenz’schen jütländischen Kaffeetafel, großartig vorgetragen von Marko Gebbert, dem es gelang dem dänischen Gebäck so viel Leben einzuhauchen, dass sich das Publikum vor Sahnetorte mit Kirschen und Napoleonschnitten groß wie Plätteisen fürchtete!