Der Vortrag des Historikers Jan Ocker mit dem Titel „Die Gutswirtschaft von Deutsch-Nienhof im historischen Längsschnitt: Eine Frage der Perspektive“ beschäftigte sich zunächst mit den jeweils vorteilhaften Aspekten für den Gutsherrn auf der einen und für die Leibeigenen auf der anderen Seite vor dem Hintergrund der damals geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen. Vom späten Mittelalter bis in die Neuzeit durchliefen die Güter in Schleswig-Holstein Veränderungen, die uns zum Teil auch aus moderner Zeit bekannt sind: immer weniger Bauern bewirtschafteten deutlich größere Flächen. Dies zeichnete sich bereits im 16. Jahrhundert ab, also noch deutlich vor der Einführung von wesentlichen technischen Errungenschaften.
Neben den für die Gutswirtschaft allgemein gültigen Entwicklungen und den Veränderungen in der räumlichen Ausbreitung des land- und forstwirtschaftlichen Betriebes in Deutsch-Nienhof wurde das Wirken und die herausgehobene Bedeutung von Paul von Hedemann-Heespen in den Fokus gerückt.
Die verschiedenen Gutsherren, die über die letzten Jahrhunderte die Geschicke des Anwesens lenkten, fanden auch in der anschließenden Herrenhausführung durch Sven von Hedemann-Heespen Berücksichtigung. Der jetzige Haus- und Gutsherr ist auf Deutsch-Nienhof aufgewachsen und leitet es seit den 1980er Jahren. Sehr anschaulich und mit Anekdoten aus der jüngeren und ferneren Vergangenheit gewährte er Einblicke in die außergewöhnlich schönen Räume des Ende des 18. Jahrhundert umgestalteten Herrenhauses. Höhepunkt bildete die weit über die Region hinaus bekannte Bibliothek, die bedeutende Werke zur schleswig-holsteinischen Landesgeschichte, aber auch zahlreiche naturkundliche und ornithologische Werke enthält.